Zwölf Episoden

  „So wenig Druck wie möglich und so viel wie nötig.“     Wir kommen bei meinem Besuch gleich auf den (Brenn-)Punkt und treffen uns in seiner Brennkü­che mit dem kupfernen Kolonnen-Brennge­rät. Dort ist Klaus Käppler sein „eigener Herr”, Herr über Brände und Geiste. An die 30 Grad zeigt das Ther...
  „Es ist nachhaltiger, Schritt für Schritt vorzugehen.“     Zeit zu reden. Zeit, etwas tiefer in die Geheimnisse guter Brände und Geiste vorzudringen. Wir setzen uns an den Küchentisch. Die Küche liegt gleich nebenan. Leben und Arbeiten ­- für den Hohenloher Brenner gehört's zusammen. So ganz ...
  „Man muss aufhören können, ein halber Liter zu viel kann ein Fias­ko sein.“     So gegen halb acht tröpfelt dann der erste Schnaps aus der Vorlage des Kühlers. Doch aufgepasst. Noch trü­bt übel riechender Acetaldehyd diesen Vorlauf oder Kopf des Bran­des, wie die Brenner sagen. „Ein halber Lit...
  „Die optimale Trinkstärke liegt zwischen 40 und 45 Prozent, dar­unter wird’s banal und wässrig, darüber gehen Aromen verloren, man schmeckt weniger und quält den Gaumen.“     Den Brand auf Trinkstärke bringen, heißt, ihn mit so viel Wasser zu ver­dünnen, dass sich der gewünschte Alkoholgehalt ...
  „Bloß nicht ausruhen und den­ken, man sei perfekt und schon am Ziel.“     Nach dem Brennen treffen wir uns im Wohnzimmer der Käpplers. Ver­kaufsraum, Probierstube oder De­gustationsatelier hat, braucht und will Käppler nicht. Alles Durchgestyl­te ist dem bodenständi­gen Puristen fremd, Inhalt,...
  „Wenn nichts G'scheites rein­kommt, kann nichts G'scheites rauskommen.“     Beginnen wir mit dem Rohstoff. Der ist für Käppler „das Allerwich­tigste“ und „macht rund drei Viertel der Qualität eines guten Schnapses aus“. Er vergleicht das mit dem Ko­chen: „Wenn nichts G'scheites rein­kommt, kan...
  „Meine Schnäpse sind immer mindestens ein Jahr gelagert, die fassgelagerten mindestens drei, alles andere ist albern.“     Wir steuern im Gespräch den Faktor Zeit an. Schnell zeigt sich, dass auch das seine Zeit braucht. Die Sache mit dem Faktor Zeit fängt schon beim Nach­pflanzen der Hochstäm...
  „Essenzen, Aromen, Zucker oder Zu­ckercouleur sind tabu.“     Sein „Schlüssel-Erlebnis“ in Sa­chen Schnaps hatte Klaus Käppler 1987, als ihm der mittlerweile verstorbene Wester­nacher „Schnaps-Professor und Qualitätsfanatiker“ Rudolf Schmieg ein paar seiner Schnäpse kreden­zte. „Das wollte ich...
  „Jeder Jahrgang fällt anders aus, das ist das Spannende.“     „Es ist ein Privileg, vom Rohstoff Obst bis zur fertigen Flasche alle Stufen des Produkts in einer Hand zu haben“, sagt Klaus Käppler. Des­halb will er auch Kleinbrenner blei­ben und an seiner Manufaktur im Ein-Mann-Betrieb festhalt...
  „Die Szene geht mir auf den Keks, viel zu viel Show und Ge­schwafel.“     Genauso wie Käppler auf Marke­ting, Mainstream und Moden pfeift, hat er auch keinen Bock mehr, sei­ne Schnäpse bei Prämierungen an­zustellen, ob internationale wie De­stillata und Craft Spirits oder regio­nale wie die Prä...

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