„Lieber Geist-Zeit
als Zeitgeist.“
Wie tickt einer, dessen Hochprozenter bei Destillat-Freaks zwischen Brandenburg und Bodensee, Hohenlohe und Heilbronn regelmäßig für sensorische Aha-Erlebnisse sorgen? Was steckt alles an Handwerk, Herzblut und Erfahrung hinter Käpplers kleiner Obstbran...
„So wenig Druck wie möglich und so viel wie nötig.“
Wir kommen bei meinem Besuch gleich auf den (Brenn-)Punkt und treffen uns in seiner Brennküche mit dem kupfernen Kolonnen-Brenngerät. Dort ist Klaus Käppler sein „eigener Herr”, Herr über Brände und Geiste. An die 30 Grad zeigt das Ther...
„Es ist nachhaltiger, Schritt für Schritt vorzugehen.“
Zeit zu reden. Zeit, etwas tiefer in die Geheimnisse guter Brände und Geiste vorzudringen. Wir setzen uns an den Küchentisch. Die Küche liegt gleich nebenan. Leben und Arbeiten - für den Hohenloher Brenner gehört's zusammen. So ganz ...
„Man muss aufhören können, ein halber Liter zu viel kann
ein Fiasko sein.“
So gegen halb acht tröpfelt dann der erste Schnaps aus der Vorlage des Kühlers. Doch aufgepasst. Noch trübt übel riechender Acetaldehyd diesen Vorlauf oder Kopf des Brandes, wie die Brenner sagen. „Ein halber Lit...
„Die optimale Trinkstärke liegt zwischen 40 und 45 Prozent, darunter wird’s banal und wässrig, darüber gehen Aromen verloren, man schmeckt weniger und quält den Gaumen.“
Den Brand auf Trinkstärke bringen, heißt, ihn mit so viel Wasser zu verdünnen, dass sich der gewünschte Alkoholgehalt ...
„Bloß nicht ausruhen und denken, man sei perfekt
und schon am Ziel.“
Nach dem Brennen treffen wir uns im Wohnzimmer der Käpplers. Verkaufsraum, Probierstube oder Degustationsatelier hat, braucht und will Käppler nicht. Alles Durchgestylte ist dem bodenständigen Puristen fremd, Inhalt,...
„Wenn nichts G'scheites reinkommt, kann
nichts G'scheites rauskommen.“
Beginnen wir mit dem Rohstoff. Der ist für Käppler „das Allerwichtigste“ und „macht rund drei Viertel der Qualität eines guten Schnapses aus“. Er vergleicht das mit dem Kochen: „Wenn nichts G'scheites reinkommt, kan...
„Meine Schnäpse sind immer mindestens ein Jahr gelagert, die fassgelagerten mindestens drei, alles andere ist albern.“
Wir steuern im Gespräch den Faktor Zeit an. Schnell zeigt sich, dass auch das seine Zeit braucht. Die Sache mit dem Faktor Zeit fängt schon beim Nachpflanzen der Hochstäm...
„Essenzen, Aromen, Zucker oder Zuckercouleur sind tabu.“
Sein „Schlüssel-Erlebnis“ in Sachen Schnaps hatte Klaus Käppler 1987, als ihm der mittlerweile verstorbene Westernacher „Schnaps-Professor und Qualitätsfanatiker“ Rudolf Schmieg ein paar seiner Schnäpse kredenzte. „Das wollte ich...
„Jeder Jahrgang fällt anders aus, das ist das Spannende.“
„Es ist ein Privileg, vom Rohstoff Obst bis zur fertigen Flasche alle Stufen des Produkts in einer Hand zu haben“, sagt Klaus Käppler. Deshalb will er auch Kleinbrenner bleiben und an seiner Manufaktur im Ein-Mann-Betrieb festhalt...
„Die Szene geht mir auf den Keks, viel zu viel Show und Geschwafel.“
Genauso wie Käppler auf Marketing, Mainstream und Moden pfeift, hat er auch keinen Bock mehr, seine Schnäpse bei Prämierungen anzustellen, ob internationale wie Destillata und Craft Spirits oder regionale wie die Prä...
Ein Geist der für das Leben brannte
Klaus Käppler, unser Mann und Vater, voller Leidenschaft und Freigeist, hat seine letzte Reise angetreten. Als Schnapsbrenner aus Überzeugung lebte er für sein Handwerk und ging stets seinen eigenen Weg. Destillate waren Ausdruck seiner Kreativität und se...