Vom Geheimtipp zum Liebhaber-Brand

Juergen Koch

 

Es ist nachhaltiger, Schritt für Schritt vorzugehen.“

 

 

Zeit zu reden. Zeit, etwas tiefer in die Geheimnisse guter Brände und Geiste vorzudringen. Wir setzen uns an den Küchentisch. Die Küche liegt gleich nebenan. Leben und Arbeiten ­- für den Hohenloher Brenner gehört's zusammen. So ganz nebenbei streifen wir auch die Anfänge von Käpplers Brennerei. „Eigentlich war's gar nicht geplant, groß ins Brennen einzusteigen“, erinnert sich Klaus Käppler an seine ersten Brenner-Jahre. „Das war 1985, da hab' ich's Brennen vom Schwiegervater gelernt, drei Jahre später eine neue Brennanlage gekauft und 1990 meine ersten Schnäpse verkauft.“ Langsam und ohne irgendwelches Marketing hat sich seine Brennerei gleichsam organisch ent­wickelt. „Es ist nachhaltiger, Schritt für Schritt vorzugehen“, sagt der Brenner. Und da ist er mal wieder, der Faktor Zeit, der für Klaus Käppler so wichtig ist.

Weil er immer mehr übers Brennen wissen, immer tiefer in die Materie eindringen wollte, hat der Autodidakt Käppler „viel übers Brennen gelesen“, viel über die eigene Brennblase und den eigenen Gläserrand hinausgeschaut und bei Reisen kaum eine Brennerei ausgelassen. „Ich hab' mich so richtig reingekniet“, blickt er zurück. Statt technischer Schnellbleiche im Brenner-Kurs hat er sich das Brennen über Jahre hinweg erarbeitet und immer wieder dazugelernt. Bis heute. Auch wenn er sagt, dass er „mittlerweile viel gelassener ist“.

Einer seiner ersten Kunden war der Haller Buchhändler Eckhard Benzinger von der Buchhandlung am Klosterbuckel. „Der hat meine ersten Schnäpse ver­kauft, weil er die selber gut fand, und er ge­nießt und verkauft sie heute noch.“ Über den Buchhändler seien dann die ersten Gastronomen auf ihn aufmerksam geworden. Etwa Manfred Kurz vom Hirschen in Blaufelden und bald auch Vincent Klink von der Stuttgarter Wielandshöhe. Kontinuierlich und ausschließlich durch Mund-zu-Mund-Empfehlungen haben sich seine Schnäpse dann vom Insider-Geheimtipp zum gut gefragten Liebhaber-Brand entwickelt. Wegen ihrer Qualität, aber auch wegen Käpplers für diese Qualität enorm genussfreundlicher Kalkulation. Über die reiben sich qualitätsversessene Schnaps-Freaks noch immer regelmäßig verwundert die Augen.

Ganz bewusst kalkuliert Käppler so, dass seine Schnäpse nicht zum elitären Konsumprodukt verkommen, sondern ein Genussmittel bleiben, das sich auch noch ein Normalverdiener leisten kann. Seine Preise erklären sich auch durch „bodenständig-be­scheidenes Wirtschaften“, sowie den Verzicht auf Marketing und Flaschendesign. Sein Credo - alles aus einer Hand und weitgehend im Ein-Mann-Projekt - hilft ihm, preislich auf dem Boden bleiben zu können.

Während unserer Unterhaltung geht Käppler immer wieder mal rüber, um nach dem Brand zu schauen. Den Destil­lationsvorgang - ein bisschen Phy­sik, ein Hauch Alchimie - näher dar­zustellen, hält er allerdings für unwichtig. D' accord. Lassen wir's weg.