Nach alter Väter Sitte

Juergen Koch

 

„So wenig Druck wie möglich und so viel wie nötig.“

 

 

Wir kommen bei meinem Besuch gleich auf den (Brenn-)Punkt und treffen uns in seiner Brennkü­che mit dem kupfernen Kolonnen-Brennge­rät. Dort ist Klaus Käppler sein „eigener Herr”, Herr über Brände und Geiste. An die 30 Grad zeigt das Thermo­meter, süßlich-aromatischer Duft schmei­chelt der Nase.

Wie an diesem Morgen feuert Klaus Käppler an rund 50 Tagen im Win­terhalbjahr den Brennkessel an. Noch immer mit Holz. Nach alter Väter Sitte. „Ich hab' ein paar Hekt­ar Wald, da wär's Blödsinn, das an­ders zu machen.“ Hightech sucht man vergebens. „Auch Holz lässt sich durch die Klappe im Ka­min fein und ohne Brüche steuern“, erklärt er dem Besucher. 14 Stun­den hat er nach dem Einheizen Zeit für seine Brände. „Vor sechs und nach 20 Uhr darf man nicht bren­nen”. So will's der Zoll.

Gleich in der Früh' um sechs heizt Klaus Käpp­ler den Brennkessel an. Das hat er heute bereits hinter sich. Feuerrot leuchtet die Glut, sorgt im Brennkessel für den nötigen Druck. Meist brennt er „zwischen 0,1 und 0,2 Bar”. Mit anderen Worten: „So wenig wie möglich und so viel wie nötig.“ Oder: Je geringer die Hit­ze, desto niederer der Druck. Das kommt den Aromen zugute. Eine Brenner-Weisheit, die dem Autodi­dakten Käppler sein schon vor Jah­ren verstorbener Lehrmeister Rudolf Schmieg aus Westernach einge­trichtert hat. Ein erfahrener und lei­denschaftlicher Brenner, Tüftler und Perfektionist, der noch heute für vie­le Kollegen der „Schnaps-Professor“ ist. „Dem Rudi hab' ich viel zu ver­danken, von dem hab' ich viel ge­lernt“, zollt Klaus Käppler dem Schnaps-Professor Respekt. Schmiegs Credo „Technik kann we­der Handwerk noch Erfahrung er­setzen“ hat sich auch Klaus Käppler auf die Fahnen geschrieben. Aber auch seiner „breiten naturwissen­schaftlichen Bildung am Hohenlohe Gymnasium in Öhringen“ schreibt er einen Einfluss auf seine Brenner-Kompetenz zu. „Wir hatten eine saugute Ausbildung in Bio, Physik und Chemie“, blickt er zurück, „das hat es mir leicht gemacht, alles nachzuvollziehen, denn Brennen ist halt auch Physik und Bio.“

Wenn Hitze und Druck stimmen, muss Käppler „Material in den Brenner schaffen”. Dazu schöpft er an die­sem Morgen mit einem Eimer aus einem blauen 120-Liter-Kunststoff­fass, dem typischen Einmaisch-Be­hältnis der Brenner, die zerkleiner­ten, ein­gemaischten und vergore­nen Äpfel und schüttet sie in den Brennkessel. „Jetzt heißt‘s erst mal warten.“