Essenzielles - zwischen Konzertflügel und Kachel­ofen

Juergen Koch

 

„Bloß nicht ausruhen und den­ken, man sei perfekt
und schon am Ziel.“

 

 

Nach dem Brennen treffen wir uns im Wohnzimmer der Käpplers. Ver­kaufsraum, Probierstube oder De­gustationsatelier hat, braucht und will Käppler nicht. Alles Durchgestyl­te ist dem bodenständi­gen Puristen fremd, Inhalt, nicht Form sein Ding. Ohne Worte signa­lisiert der Raum, was seinen Be­wohnern wichtig ist. Auf dem gro­ßen Tisch eine ganze Batterie von Bränden, ein raumhohes Bücherre­gal, Kon­zert-Flügel, Kachelofen, Sofa, an den Wänden Bilder. Der gelernte Land­wirt im Küferkittel.

Mit Herzblut und hohenlohischem Zungenschlag erzählt er vom Bren­nen, mäandert mal hier-, mal dort­hin. Dreht immer wieder ab – und auf -, Richtung Weine, gutes Essen, Musik und Literatur. Der Besucher merkt schnell, dass hier einer mit Feuer und Flamme fürs Brennen brennt. „Wie geht‘s, dass Schnaps Charakter zeigt und man ihn wirklich gerne trinkt?” „Worauf kommt's beim Brennen an, was kann ich anders, was noch bes­ser machen?“ Solche Grundfragen bewegen den Tüftler und Denker, den Zweifler, und Suchenden. Und das seit „über 30 Jahren“ schon, die er mit „großer Erfahrung und Sicher­heit“ brennt. Seine Devise: „Bloß nicht ausruhen und denken, man sei perfekt und schon am Ziel.“

Dass seine „Schnäpse individuell sind und Charakter zeigen”, darauf ist Klaus Käppler stolz. Charakter zeigt ein Schnaps für ihn dann, „wenn er nicht schon beim ersten Schluck alle Erwartungen erfüllt, sondern Schluck für Schluck mit Eingenschaften und Aromen über­rascht, mit denen man nicht gerech­net hat“. Und: „Er muss die Lust we­cken, bei weiteren Schlücken Neues zu entdecken.“

Die Uhr tickt, doch langweilig wird’s mit dem Hohenloher Brenner nicht. In jedem Satz, jeder Erklärung blitzt seine Leidenschaft fürs Brennen auf. Es wird langsam Zeit, ans Ein­gemachte zu gehen, noch tiefer in Käpplers hochprozentiges Hand­werk einzudringen. Was ist essenzi­ell, was braucht's um guten Schnaps zu brennen? Eine Frage, die Käppler sich schon immer ge­stellt hat und immer wieder aufs Neue stellt. „Optimalen Rohstoff, sauberes Handwerk, Erfahrung, Lei­denschaft und Zeit“, bringt er seine Antwort auf den Punkt. Das wollen wir schon ein bisschen genauer wis­sen.