Wenn Aromen Tango tanzen – oder: Mit Feuer und Flamme für flüssige Früchte brennen

Juergen Koch

 

Mitten in der Genießerregion Hohenlohe pfeift Brenner Klaus Käppler auf Zeitgeist, Moden und Marketing und geht seinen ganz eigenen Weg

 

Wie d'r Herr, so's G'scherr, Oder: Wie der Käppler, so sein Schnaps.
„Ich bin kein Schaf, das mit der Herde rennt.“

 

 

Er ist bildungshungrig, Bü­cher-Freak, mit Leib und Seele Fami­lienmensch. Er spielt Piano und Orgel, treibt Ackerbau und Waldwirtschaft, taucht gerne in Geschichte und Ge­schichten ein, kann anpacken, aber auch stundenlang über Gott, Schnaps und die Welt philosophie­ren. Locker ginge der Landwirt auch als Intellektueller durch. Er ist bodenständig und bescheiden, lieber au­thentisch als aalglatt, lie­ber leise als laut und einer, bei dem Handschlag und Worte noch was gelten. Selbstdarstellung ist so gar nicht sein Ding, Selbstkritik dagegen schon.

Er liebt Bach, entdeckt gerade Wagner, liebt gutes Essen, gute Weine und schaut genauso gerne über den Teller- und Gläserrand hinaus wie über Denk-Schubladen und enge Horizonte. Im Küferkittel fühlt er sich wohler als in Nadelstrei­fen. 

Weichgespülter Mainstream und Moden sind ihm genauso fremd wie stylish aufgebretzeltes Marketing, aufgeblasene Poser und Phrasendrescher. Wo andere versuchen - von hippen Marketingagenturen und zeitgeistigem Spirit getrieben – ihre Brennküchen zu Craft Distilleries hochzupushen, bleibt Klaus Käppler (61) be­scheiden auf dem Boden und fir­miert als Obstbrennerei Käppler. Dazu passt, dass er bei seinen Hochprozentern lieber von Schnäp­sen als von Destillaten spricht. „Das ist mir auch von der Tradition her viel lieber, denn im Dialekt, da gibt’s kein Destillat.“ Wer Käpp­lers Schnäpse probiert, merkt schnell, dass sie geeignet sind, den in Verruf gekommen Schnaps-Begriff wieder aufzuwerten, weil sie nasenweit von dem entfernt sind, was viele mit dem volkstümli­chen Begriff Schnaps verbinden: ein eher einfacher und banaler Rachen­putzer, den man gerne auch mal zum Einreiben nimmt. 

Fragt man Klaus Käppler, welcher seiner Schnäpse er denn wäre, so er einer wäre, muss er nicht lange überle­gen. „Ein Ebereschenbrand.“ Kein Wunder, das passt. „Man mag ihn oder man mag ihn nicht, er ist viel­schichtig, fruchtig und erdig zu­gleich, auf jeden Fall individuell und alles andere als aalglatt“, erklärt der Brenner seine Wahl. 

Kurzum: Klaus Käppler ist einer mit Charakter, Ecken und Kanten. Ein Querkopf, Suchender und Ei­gen-Brötler(-Brenner). Gleichermaßen geistreicher Frei- wie Feingeist. Oder mit seinen Wor­ten: „Ich bin kein Schaf, das mit der Herde rennt.“ 

Und er ist einer, den beim Bren­nen nur eines interessiert: „Wie bringe ich die Aromen der Früchte möglichst gut in die Flasche“ Und das seit fast schon vierzig Jahren.

Eines ist klar: Banal und Main­stream können Käpplers Wässer­chen gar nicht sein. „Wie d'r Herr, so's G'scherr“, könnte man hier treffend sagen. Oder: Wie der Käppler, so sein Schnaps

Sprich: Seine Denke spiegelt sich auch in seinen Bränden und ihrer Destil­lation. Den Dingen auf den Grund ge­hen, Charakter zeigen, ist – wie im Leben – auch beim Brennen sein Ding. Er schielt nicht auf Markt und Moden, will zum Kern vordringen, Essenz und authentische Aromen aus seinen Früchten kitzeln, ohne Kompromisse und Künsteleien.